Wie arbeiten Sie, was tun Sie genau?
Als Erstes ist die direkte Frage „Warum kommen Sie, was ist Ihr Anliegen?“ für mich wesentlich. Damit stelle ich mich ganz individuell auf diesen Patienten ein. Eine breite Basis bildet die genaue Beobachtung und das Aufnahmegespräch mit detaillierter Anamnese.
Diese beinhaltet einerseits Fragen zur sogenannten äußeren Biografiekette wie eigene Geburt, Unfälle, Operationen, bisherige Erkrankung, Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände.
Andererseits Fragen zur inneren Biographie wie Erlebnisse in Bezug zu Tod von nahestehenden Menschen, Schock oder Traumata. Danach erfolgt eine manuelle Untersuchung mit differenziertem Tasten der Gewebe und verschiedenen Funktionstests: eine sanfte Untersuchung, die sehr differenziert und tiefgehend ist. Für mich ist dabei die fasziale (Bindegewebe) Untersuchung wichtig geworden. Die verschiedenen Gewebeströme und Dysbalancen geben hier deutliche Hinweise, auch in den einzelnen Lemniskatenbewegungen der Organe.
Ebenso kann ich über das Gewebe die feinen Prozesse tasten, die mir Aufschluss geben über die Qualitäten der Funktionen wie Aufnahme, Verarbeitung und Ausscheidung. Dort sind unterschiedliche Dynamiken von Stau oder Fließen zu beobachten. Die Grundbewegungen bilden Kontraktion und Expansion, individuell bei jedem Menschen. Eine weitere Einordnung und Untersuchung sind die Funktionstests zu den drei wichtigsten Achsenbewegungen: Beugen (Flexion) und Strecken (Extension) um die transversale Achse, Seitneige um die sagittale Achse und die Rotation um die vertikale Achse. Diese feineren Bewegungen, besonders in Bezug zu den Organen, Faszienspannungen und Muskelketten, bilden für mich seit vielen Jahren eine Grundlage in den Ursache-Folge-Ketten. Diese Zusammenhänge habe ich zuerst durch José Martinez kennengelernt und später am Forschungsinstitut für Goetheanistische Medizin in Freiburg vertieft. Die Faszien bilden für mich eine lebendige Brücke zum Ätherleib.
Eine weitere zentrale Frage an den Patienten ist die folgende: „Wo erleben Sie die Belastung in Ihrem Leib als Anspannung?“ Der Volksmund drückt Belastungen und Erlebnisse in Verbindung mit körperlichen Reaktionen so aus: Das sitzt mir im Nacken. Es schlägt mir auf den Magen. Das geht mir an die Nieren. Über Jahre hinweg entwickeln sich aus dem „Lebensrucksack“ individuelle Funktionsketten im Organgeschehen und im Bewegungsapparat. Durch die gezielten Fragen und Hinweise bilden sich da schon neue Bewusstseinsschritte für den Patienten. Die weitere osteopathische Haltungs- und Ganganalyse unterstützt meinen Befund. Hilfreich sind auch die ärztlichen Röntgenbefunde, MRI-Ergebnisse oder Blutanalysen. Und die Gespräche mit den betreuenden Ärzten. Aus dem Gesamtbild wird ein Behandlungskonzept entwickelt, das die Anleitung von individuellen, aktiven Übungen in Verbindung mit der Atmung mitbeinhaltet. Ein wichtiges Ziel in der Osteopathie ist die Unterstützung der Gesundheit und der Selbstheilungskräfte.